Rezension: „Pidapipó: Eistoll & Dessertverliebt“ von von Lisa Valmorbida und Jean Julien

Recht­zei­tig vor jedem Som­mer erschei­nen eini­ge neue Bücher mit Eis­re­zep­ten und ich ver­su­che im Lau­fe der Sai­son die wich­tigs­ten Neu­erschei­nun­gen für Euch durch­zu­le­sen und zu tes­ten, damit ihr einen Über­blick im Dickicht der Rezept­bü­cher behal­ten könnt.

Illus­tra­ti­on: © Jean Jul­li­en Foto: © Lau­ren Bam­ford und Jes­per Hede
(Sie­ve­king Ver­lag, 2019)

Vor paar Wochen gab es die Rezen­si­on der „Eis-Bibel“, heu­te ist das Buch „Pida­pipó: Eistoll & Des­sert­ver­liebt“* von Lisa Val­mor­bi­da an der Rei­he. Lisa betreibt seit knapp sechs Jah­ren die gleich­na­mi­ge Eis­die­le „Pida­pipó“ in Mel­bourne, Aus­tra­li­en, vor zwei Jah­ren erschien ihr Rezept­buch „Gela­to Eight Days A Week“* in eng­lisch und vor weni­gen Mona­ten nun auch das vor­lie­gen­de Exem­plar in deutsch.

Die Illus­tra­tio­nen sind von Jean Juli­en und spie­len in einer Mischung aus Foto und Zeich­nung sehr krea­tiv und fan­ta­sie­voll mit den ver­wen­de­ten Zuta­ten und des­halb hat das Buch zurecht 2018 den AGDA Design Award und den „Aus­tra­li­an Design Award“ für das am bes­ten gestal­te­te Koch­buch erhal­ten.

Illus­tra­ti­on: © Jean Jul­li­en
Aus: PIDAPIPÓ. EISTOLL & DESSERTVERLIEBT (Sie­ve­king Ver­lag, 2019)

Uns soll es aber mehr um den Inhalt geben. Im Buch sind 55 Rezep­te ent­hal­ten, davon 16 Sor­bets und Gra­ni­tas sowie 18 Eis-Des­serts wie „Brio­che mit Pistan­zi­en­eis“ oder „Apfel-Ama­ret­ti-Crum­ble“, es blei­ben also ca. 20 Eis­creme-Sor­ten.

Die Eis­re­zep­te wer­den wie im Buch „Das bes­te Eis der Welt“ nach den vier Jah­res­zei­ten geglie­dert und durch vie­le per­sön­li­che Anek­do­ten und alte Fami­li­en­fo­tos unter­teilt. Die Rezep­te sind über­sicht­lich lay­outet und in so gut wie jedem davon ist Johan­nis­brot­kern­mehl als Bin­de­mit­tel ent­hal­ten.

Hier fan­gen jedoch lei­der mei­ne Kri­tik­punk­te an: Für einen Liter Eis­mas­se wer­den hier fünf (!) Gramm Johan­nis­brot­kern­mehl ver­wen­det, was ein­deu­tig zu viel ist und zu einer kau­gum­mi­ar­ti­gen Kon­sis­tenz führt. Ich habe das Salz­ka­ra­me­leis sowie das Milch­eis nach­ge­kocht und fand im End­ef­fekt selbst mei­ne ver­wen­de­ten 3 Gramm noch rela­tiv viel. Wäh­rend auf Sei­te 16 noch steht, dass Johan­nis­brot­kern­mehl erhitzt wer­den müs­se, um aktiv zu wer­den, gibt es etli­che Rezep­te im Buch, wo das nicht der Fall ist, was wie­der­um okay ist, weil Johan­nis­brot­kern­mehl tat­säch­lich auch kalt bin­det.

Beim Rezept für das Salz­ka­ra­mel­leis stimmt die ver­wen­de­te Was­ser­men­ge nicht mit der ange­ge­be­nen Koch­zeit über­ein und bei den Rezep­ten für „Minikrap­fen, gefüllt mit Nutel­la-Wir­bel-Eis “ und „Can­no­li mit Ricot­ta­fül­lung“ steht wort­wört­lich „Einen gro­ßen Topf halb­hoch mit Pflan­zen­öl fül­len. Das Öl auf 170°C erhit­zen“. Kein Wort davon, wie brand­ge­fähr­lich eine sol­che Men­ge sie­den­des Öl ist und auch kei­ne Erwäh­nung einer Fri­teu­se als Alter­na­ti­ve. Das hal­te ich für grob fahr­läs­sig.

Minikrap­fen, gefüllt mit Nutel­la-Wir­bel-Eis
Foto: © Lau­ren Bam­ford und Jes­per Hede
Aus: PIDAPIPÓ. EISTOLL & DESSERTVERLIEBT (Sie­ve­king Ver­lag, 2019)

Wenn wir die Men­ge vom Johan­nis­brot­kern­mehl in jedem Rezept hal­bie­ren, funk­tio­nie­ren die­se und sind leicht nach­mach­bar. Dafür ist die Rezept­men­ge jedoch ins­ge­samt, vor allem im Ver­gleich zu ande­ren guten Eis­bü­chern, sehr gering. Nicht mal der Klas­si­ker, ein nor­ma­les Vanil­le­eis ist im Buch zu fin­den. Statt­des­sen erwähnt die Autorin auf Sei­te 31 beim „Fior Die Lat­te-Milch­eis“-Rezept nur, dass sie die­ses lie­ber als Vanil­le­eis mag. Auch hier kein Hin­weis, wie das Rezept leicht zu einem Vanil­le­eis­re­zept abzu­wan­deln wäre.

Zusam­men mit den Fami­li­en­fo­tos und den aus­führ­li­chen Anek­do­ten zur Fami­li­en­ge­schich­te und Ent­ste­hung ihres Eis­sa­lons drängt sich der Ein­druck auf, die Autorin woll­te eher eine Bio­gra­fie ihrer Eis­die­le schrei­ben als ein uni­ver­sell nütz­li­ches Rezept­buch. So min­dert das lei­der die Brauch­bar­keit des Buches. Es blät­tert sich auf­grund der gelun­ge­nen Illus­tra­tio­nen schön durch, aber die Benut­zung gestal­tet sich auf­grund der genann­ten Punk­te schwie­ri­ger als bei ande­ren Büchern.

* Affi­lia­te

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