Jedes Jahr vor dem Sommer erscheinen einige neue Bücher mit Eisrezepten. Wir wollen etwas Licht in den Dschungel bringen, indem wir uns einige der interessantesten Neuerscheinungen genauer anschauen. Unsere bisherigen Rezensionen gibt es hier zum Nachlesen.

Heute jedoch geht es um das Buch „Giro Gelato“* (ZS Verlag) mit dem großspurigen Untertitel „Auf der Suche nach dem besten Eis der Welt“. Die Fotografin Melanie Zanin ist Tochter eines italienischen Eismachers und begibt sich von Düsseldorf aus auf die Reise nach Rom, um verschiedenen Eisdielen einen fotografischen Besuch abzustatten.
Die Fotos wechseln sich ab mit knapp 40 Eis-Rezepten von Manuel Weyer. Diese Rezepte sind relativ klassisch, hauptsächlich Milcheis, gefolgt von Sorbets mit einigen Eis-Desserts und Rezepten für Eiswaffeln oder Eiskaffee. Als Bindemittel kommt meist Eigelb zum Einsatz, manchmal wird auch ganz auf Ei verzichtet. So zum Beispiel beim von mir getesteten Rezept „Mädchen-Gedeck“ (Erdbeereis mit Vanillesauce), welches stattdessen griechischen Joghurt und Crème Fraîche enthält. Schien auch zu funktionieren und schmeckte wie erwartet.
Was das Buch von vielen anderen Eis-Rezeptbüchern unterscheidet, ist die Herangehensweise. Es ist im Grunde eine Mischung aus Rezeptbuch, historischer Einführung, Fotoband und Eisdielen-Empfehlung. Von den 154 Seiten sind geschätzt ca. 80 Seiten mit Fotos (fast immer vollformatig), also überwiegt eindeutig der Bildanteil. Die Bilder zeigen einerseits natürlich die vorgestellten Eissorten, aber auch ganz unterschiedliche Impressionen der besuchten Eisdielen.
Diese Eisdielen liegen alle auf der Route von Düsseldorf nach Rom. Insgesamt kommen 33 Eisdielen in 15 Städten vor, die allesamt auf dem Weg liegen. Gespickt ist das Buch mit etlichen Anekdoten, mal persönlicher Natur, mal mit historischen Erklärungen, zum Beispiel wo das Wort „Eisdiele“ herkommt oder wer das „Spaghettieis“ erfunden hat.
So unterschiedlich die Herangehensweise auch ist, vollkommen überzeugt hat sie mich leider nicht. Die Rezepte sind solide und meist mit haushaltsüblichen Zutaten leicht nachzumachen, aber insgesamt zu wenig und von den Sorten her selten überraschend. Viele Fotos sind sehr gelungen und machen Appetit auf mehr, aber für einen Bildband ist die Auswahl und Zusammenstellung nicht stringent genug. Die historischen Einschübe laden zum Blättern und Stöbern ein, gehen aber leider zu selten in die Tiefe. Die Eisdielen-Empfehlungen kranken logischerweise an der Tatsache, dass alle Eisdielen wie Perlen an einer Schnur entlang einer vorgebenenen Route liegen, es also etliche bessere Eisdielen nicht ins Buch geschafft haben, weil sie in anderen Städten ansäßig sind. Selbst die im Buch vorhandenen Eisdielen dienen vor allem als Fotolocation und (außer der Adresse) gibt es zu ihnen keine weiterführenden Informationen, warum genau diese im Buch vertreten sind.
So ist das Buch nichts Halbes und nichts Ganzes. Ich kann mir das Buch gut als Geschenk für Einsteiger in die Materie vorstellen, also für Leute, die gerade eine Eismaschine bekommen haben und mehr zum Thema erfahren wollen, ohne gleich überfordert zu werden. Erfahrenere Eismacher werden im Buch jedoch kaum Neues finden.
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Sehr geehrter Herr R. Kneschke, liebes Team von eis-machen.de,
vielen Dank für diese interessante Buchrezension! Ich muss auch sagen, dass der Titel auf den ersten Blick fast schon arrogant wirkt. Das kann man wohl durchaus als Klickbait von Lektüre bezeichnen.
Den Aufbau des Buches halte ich jedoch in der Tat für interessant. Es ist schön zu sehen, dass nicht nur Rezepte veröffentlicht werden. Auch die Geschichte hinter den Eisrezepten ist sehr interessant!
Jedoch schade, dass die Rezpte nicht sonderlich stark überzeugen können. Dennoch bin ich der Ansicht, dass sich insgesamt bei diesem Werk schon Mühe gegeben wurde. Mein Fazit: Kann man erwerben, muss aber nicht sein!
Vielen Dank für diese schöne Rezension. Ich freue mich auf mehr!
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende,
Robert Z.
Welche Bücher würden sie den empfehlen für Rezepte?
@Don: Wir haben hier etliche Rezeptbücher rezensiert:
https://eis-machen.de/category/rezensionen-und-testberichte/
Das von Jenni Britton Bauer finde ich ziemlich gut, auch das der italienischen Kochschule ist gut, wenn auch klassischer und so weiter.