Warenkunde: Welche Farbe hat die Orange?

Oran­gen gänz­lich aus der Eis-Pro­duk­ti­on weg­zu­las­sen ist undenk­bar.

Sei es als Haupt­kom­po­nen­te wie bei die­sem Cham­pa­gner-Oran­gen-Gra­ni­te, einem lecke­ren Oran­gen-Top­ping oder als Ergän­zung und Abrun­dung in einem Rezept wie bei die­sem Gum­mi­bär­chen-Top­ping oder die­sen bei­den Rezep­ten die zur Zeit nicht Sai­son haben, dem Kaki-Eis und dem Glüh­wein-Eis.

Reife Orangen sehen so aus. Aber das stimmt nicht immer. (Foto: volff/Fotolia)
Rei­fe Oran­gen sehen so aus. Aber das stimmt nicht immer. (Foto: volff/Fotolia)

Oran­gen sind gesund, reich an Vit­amin C und die Far­be ist oran­ge, wenn sie reif sind.“ Dies wird uns seit Gene­ra­tio­nen ein­ge­trich­tert und in der Wer­bung fin­den wir fast täg­lich die Bestä­ti­gung, dass dem so sei.

Dass Oran­gen gesund sind, will ich nicht bestrei­ten. Aber dass sie ein­zig­ar­ti­ge Vit­amin­bom­ben sind, schon. Vit­amin C-Lie­fe­ran­ten sind sie schon. 100 g Oran­gen haben etwa 50 mg Vit­amin C. Rund die Hälf­te vom emp­foh­le­nen Tages­be­darf. Die wenigs­ten wis­sen aber, dass zum Bei­spiel Grün­kohl fast 10 mal mehr davon in sich hat, wie unzäh­li­ge ande­re Früch­te und Gemü­se­sor­ten auch und damit wert­vol­ler für Vit­amin C sind als unse­re Oran­ge. Ich habe jedoch noch kei­ne Wer­bung gese­hen, die mich auf­for­dert, Kohl­sa­lat zu essen, damit ich genug Vit­amin C habe.

Welche Farbe hat die Orange?

Was soll denn die­se Fra­ge? Ist ja logisch, dass sie oran­ge sind. Das sagt ja schon ihr Name. So zumin­dest reagie­ren die meis­ten von uns.

Aber: Oran­gen sind nicht immer oran­ge. In tro­pi­schen Län­dern wie Bra­si­li­en, wo etwa 80% vom Welt­be­darf abge­deckt wird, blei­ben Oran­gen vor­wie­gend grün, ent­wi­ckeln aber das vol­le Aro­ma. Die Far­be sagt also abso­lut nichts über den Rei­fe­grad aus. Nur in unse­ren Rega­len wür­den sie lie­gen blei­ben, weil wir dazu getrimmt wur­den, dass rei­fe Oran­gen auch wirk­lich die erwar­te­te Far­be haben müs­sen.

Am ehes­ten wer­den die­se Zitrus­früch­te in mil­dem Kli­ma der erwar­te­ten Far­be gerecht und bekom­men dort ein schö­nes Oran­ge, etwa in Ita­li­en und Spa­ni­en, woher ein gro­ßer Teil zu uns kom­men, kön­nen sie natür­li­ches Oran­ge haben. Aber selbst in die­sen Regio­nen ist die Far­be nicht garan­tiert, wenn die Tem­pe­ra­tu­ren nicht tief genug sind. Oran­gen brau­chen viel Son­ne und gedei­hen bei Tem­pe­ra­tu­ren von 20–21°C. Die Gelb- oder Oran­ge-Fär­bung rei­fer Zitrus­früch­te beruht auf Pig­men­ten, den Caro­ti­no­iden. Eini­ge von ihnen ent­wi­ckeln sich nicht, ohne dass die Tem­pe­ra­tur für eini­ge Stun­den unter 13°C gele­gen hat.

 Oranges by Nico Kaiser Attribution-NonCommercial License
Grü­ne Oran­gen auf einem Markt in Bra­si­li­en
(Foto: Oran­ges by Nico Kai­ser – CC 2.0 Attri­bu­ti­on-Non­Com­mer­cial Licen­se)

Warum sind bei uns die Orangen nie grün?

In unse­ren Rega­len fin­den wir aber trotz­dem nur Früch­te mit der namens­ge­be­nen Kolo­rie­rung. War­um? Das sel­be gilt auch für ande­re Zitrus­früch­te. Gel­be Man­da­ri­nen? Grü­ne Zitro­nen? In Euro­pa undenk­bar. Die Erwar­tun­gen sind klar, wel­che Far­be wel­che Früch­te haben müs­sen. Grün gilt in Euro­pa und Nord­ame­ri­ka als unreif und somit als unge­nieß­bar.

Dar­um wer­den die­se che­misch behan­delt. Der Qua­li­täts­ver­lust dadurch wird der bes­se­ren Ver­mark­tung wegen in Kauf genom­men. Neben der künst­li­chen Fär­bung wird oft die natür­li­che Schutz­schicht abge­wa­schen und mit einem natür­li­chen oder künst­li­chen Wachs ersetzt. So wer­den die Früch­te län­ger halt­bar gemacht. Dies wird übri­gens bei allen Zitrus­früch­ten gemacht.

Wie bekomme ich natürliche Orangen?

Wer der Dekla­rie­run­gen „unbe­han­delt“ oder „Scha­le zum Ver­zehr geeig­net“ Glau­ben schenkt, wird meis­tens getäuscht. Selbst die­se Früch­te kön­nen Rück­stän­de von Kon­ser­vie­rungs­mit­teln und Pes­ti­zi­den enthalten.Unbehandelt bedeu­tet nur, dass sie nach der Ern­te nicht behan­delt wur­den. Außer­dem wer­den sie bei bei­den Bezeich­nun­gen gewachst. Dar­um soll­te man deren Scha­le – schon gar nicht die von kon­ven­tio­nel­len Oran­gen – weder zum Backen noch zum Kochen ver­wen­den.

Wenn man gänz­lich unbe­han­del­te Zitrus­früch­ten kau­fen will, ohne Pes­ti­zi­den und Kon­ser­vie­rungs­mit­tel, greift am bes­ten zu Bio-Oran­gen. Neben diver­sen Labels erkennt man sie an der mat­ten Scha­le, der nicht so sat­ten oder leicht grün­li­chen Far­be und dem Preis. Bio-Zitrus­früch­te sind deut­lich teu­rer und müs­sen sorg­fäl­tig gela­gert wer­den.

Hast du gewußt, dass rei­fe Oran­gen auch grün sind?

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Julian-Daniel

    Moin!
    Mich hat eine Fra­ge zu die­sem Arti­kel geführt, die lei­der unbe­ant­wor­tet geblie­ben ist: im Geschäft gekauf­ter O‑Saft ist son­nen­gelb, daheim selbst­ge­press­ter hin­ge­gen satt oran­ge – wes­halb ist das so, wor­an liegt das? Wer­den für indus­tri­ell gefer­tig­ten O‑Saft ande­re Sor­ten ver­wen­det? Wei­sen die­se Früch­te einen ande­ren Rei­fe­grad auf? Oder liegt es schlicht an den Zusät­zen, die ja irgend­wie doch immer bei­gemischt wer­den? Der O‑Saft am Sonn­tag­mor­gen eigen­hän­dig aus Saf­toran­gen vom Wochen­markt gepresst, wird nie gelb …

    1. R. Kneschke

      @Julian-Daniel: Das wird ver­mut­lich wirk­lich eine Fra­ge der Sor­te sein: Bei uns zu Hau­se hat der selbst­ge­press­te Oran­gen­saft eine sehr ähn­li­che Far­be wie der gekauf­te aus dem Tetra­pack.

  2. Kitchenqueen

    Hal­lo Juli­an-Dani­el

    Dies kann sicher die Oran­gen­sor­te sein, aber viel­leicht liegt es auch dar­an, dass nicht immer soge­nann­ter Direkt­saft in den ver­kauf­ten Säf­ten ist. Zudem quet­schen eini­ge Her­stel­ler ja die Früch­te mit Scha­le und pres­sen damit nicht nur den Saft aus dem Frucht­fleich, also das müss­te in mei­nen Augen auch Ein­fluss auf das End­ergeb­nis haben. Das ist jedoch nur mei­ne Lai­en­mei­nung.

    1. Julian-Daniel

      Moin,
      herz­li­chen Dank für Ihre bei­den Bei­trä­ge! Ich habe beschlos­sen, aus Neu­gier­de ein­fach mal ein paar Emails an Gra­ni­ni, Valen­si­na und Co. zu schi­cken, viel­leicht brin­gen ja deren Ant­wor­ten Licht ins Dunk­le.
      Etwas habe ich aber schon gelernt: ich wuss­te nicht (bzw. habe mir bis­her kei­ne Gedan­ken dar­über gemacht), dass die Oran­gen bei der indus­tri­el­len Saft­pro­duk­ti­on ein­schließ­lich der Scha­le gepresst wer­den! Ob ich davon begeis­tert bin, weiß ich auch noch nicht, heut­zu­ta­ge fin­den sich ja kaum noch unbe­han­del­te bzw. unge­wachs­te Früch­te …

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