Rezension: „Italienische Kochschule: Eiscreme“

Erst vor eini­gen Tagen erschien im Phai­don Ver­lag das Buch „Eis­creme“* aus der Serie „Ita­lie­ni­sche Koch­schu­le“. Da ita­lie­ni­sches Gela­to für vie­le Eis­fans immer noch das Syn­onym für lecke­res Eis ist, lag es nahe, einen genau­en Blick in das Buch für unse­ren Eis­blog zu wer­fen. Taugt das Buch was?
italienische_kochschule-eiscreme-coverAuf 176 Sei­ten fin­den sich ins­ge­samt 76 Rezep­te, meist schön über­sicht­lich auf einer Dop­pel­sei­te, davon eine Sei­te Text inklu­si­ve Zube­rei­tungs­zeit, Zuta­ten, Kalo­rien­an­ga­ben und den Arbeits­schrit­ten. Die ande­re Sei­te ist je einem for­mat­fül­len­den Foto gewid­met. Die Rezep­te glie­dern sich auf: 25 Sor­ten Eis­creme, 9 Sor­ten Sor­bet, 19 Sor­ten gefro­re­ne Des­serts wie Semi­fred­do, Gra­ni­tas oder Eis­tor­te sowie 23 Sor­ten gekühl­te Des­serts, die streng genom­men gar kein Eis sind, also Tira­mi­su, Pan­na Cot­ta, Can­no­li, Cas­sa­ta oder Zup­pa Ing­le­se.

Letz­te­res emp­fin­de ich zwar etwas als „Eti­ket­ten­schwin­del“, wenn auf dem Titel nur von „Eis­creme“ die Rede ist, aber wer ein Fai­ble für ita­lie­ni­sche Des­serts hat, kann die­ser Samm­lung ita­lie­ni­scher Rezept­klas­si­ker sicher etwas abge­win­nen.

Bis auf das Par­me­san­eis (Sei­te 62) sowie das Jas­min­eis (Sei­te 65) sind die meis­ten Sor­ten sehr boden­stän­di­ge Klas­si­ker. Die Zuta­ten sind oft bewusst mini­ma­lis­tisch gehal­ten. Das Kara­mel­leis bei­spiels­wei­se besteht nur aus drei Zuta­ten (Crè­me Dou­ble, Zucker, Eigelb), das Zabaio­ne­eis aus vier Zuta­ten (Eigelb, Zucker, Mar­sa­la und Sah­ne) und so wei­ter.

Gebun­den wird das Eis meist eben­falls klas­sisch mit – viel – Eigelb, meist min­des­tens drei bis hoch zu acht Eigel­ben (beim Pis­ta­zi­en­eis). Manch­mal wird auch kom­plett dar­auf ver­zich­tet und statt­des­sen der fett­rei­cher Crè­me Dou­ble gear­bei­tet. Wer danach nicht weiß, wohin mit dem gan­zen übrig geblie­be­nen Eiweiß, kann zu den Sor­bets blät­tern, wo meist ein Eiweiß erfor­der­lich ist.

Alle ver­wen­de­ten Zuta­ten sind übli­cher­wei­se in jeder gut sor­tier­ten Küche vor­han­den und die Zube­rei­tung ist so gut beschrie­ben, dass beim Nach­ma­chen nicht viel schief gehen kann.

Die­se puris­ti­sche, boden­stän­di­ge Her­an­ge­hens­wei­se fin­de ich sehr sympha­tisch. Das liegt auch dar­an, dass das Buch auf dem klas­si­schen ita­lie­ni­schen Rezept­buch „Il cuc­chi­aio d’argento“ (Der Sil­ber­löf­fel) von 1950 sowie eini­gen ande­ren ita­lie­ni­schen Büchern basiert. Neu­mo­di­schen Schnick­schnack oder Hype-Wör­ter wie „vegan, lak­to­se­frei, glu­ten­frei“ oder „low carb“ wer­det ihr in die­sem Buch nicht fin­den.

Für Leu­te, die gera­de erst mit dem Eis­ma­chen begin­nen, ist die­ses Buch ein gute Grund­la­ge, um die ita­lie­ni­schen Gela­to-Klas­si­ker ken­nen- und lie­ben zu ler­nen. Wer wie ich jedoch schon jah­re­lang selbst Eis her­stellt und zig Rezept­bü­cher zum The­ma im Regal hat, wird hier nichts Neu­es fin­den. Wobei selbst das nicht ganz stimmt: So hat mich bei­spiels­wei­se die Art, wie im Buch das Scho­ko­la­de-Minz-Eis aro­ma­ti­siert wird, auf eine gute Idee für ein ähn­li­ches Rezept gebracht, wel­ches ich bestimmt bald vor­stel­len wer­de. Die Besin­nung auf die alten Eis­klas­si­ker kann also immer noch inspi­rie­ren.

* Affi­lia­te

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